5. Sonntag der Osterzeit: Impulse zum Bibeltext


"Grüß Gott" 

zum 5. Sonntag der Osterzeit




Bild: M. Innerhofer (1 Petr 2, 4-9/ Joh 14, 1-12)


Aufbau

Wir wollen aufbauen, mit lebendigen Steinen –
gerufen aus der Finsternis ins Licht.

Wir wollen aufbauen, mit lebendiger Freude,
um der Hoffnung einen Platz zu geben.

Wir wollen aufbauen und Neues entdecken,
weil das Leben in seiner ganzen Vielfalt für uns bereitsteht.

Wir wollen aufbauen, mit Menschen an unserer Seite,
in dem Wissen, dass das Gelingen nicht immer in unserer Hand liegt.

Wir wollen aufbauen und dorthin gehen, wo das Leben ist.

Lasst uns wie lebendige Steine sein,
und immer wieder weiterbauen,
an einer lebenswerten Welt
und den Platz finden, an dem unser Herz zuhause ist.


Magdalena Innerhofer, Religionslehrerin



1. Lesung: Apg 6,1-7 (Wahl und Beauftragung der sieben Diakone)
Antwortpsalm: Ps 33 (Loblied auf den gütigen und starken Gott)
2. Lesung: 1 Petr 2,4-9 (Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen)
Evangelium: Joh 14,1-12 (Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben)


Die Pinzgauer Mundart ist eine wunderbare Sprache. Wie in vielen Dialekten gibt’s auch hier Begriffe, für die man in der Schriftsprache lange Umschreibungen braucht. Ein solches Wort, das mir als einem „Zuag’roasten“ gleich einmal aufgefallen ist, ist „g’recht“. Es fasst Bedeutungen wie richtig, passend, schicklich, geziemend, sachgerecht, zusagend, stimmig, aufrichtig zusammen.
Vor allem: es passt viel besser für einen biblischen Sachverhalt, der im Schriftdeutschen mit „gerecht“ bzw. „Gerechtigkeit“ ausgedrückt wird.
Gerecht ist im biblischen Sinn ja nicht jemand, der allen das Gleiche zukommen lässt, sondern vielmehr einer, der „richtig“ handelt, der das tut, was im Sinne Gottes ist, der der Leitlinie der Gottes- und Nächstenliebe folgt (z. B. der Bräutigam Josef). Am ehesten können wir es in der Hochsprache wohl mit „redlich“ übersetzen.

Der Antwortpsalm spricht davon: Die G(e)rechten und Redlichen sind die, die Gott ehren, die sich nach Gottes Wort ausrichten, die auf seine Verlässlichkeit und seine Güte bauen, die sich ganz auf ihn hin orientieren, der der Gerechte schlechthin ist.

Die „praktische Umsetzung“ schildern uns die Lesungen. Die Apostelgeschichte (1. Lesung) erzählt von der Urgemeinde in Jerusalem; dort galt es, „g’recht“ zu handeln: die Apostel sollten die Verkündigung der frohen Botschaft mit aller Intensität betreiben, und es sollte keine Ungerechtigkeiten geben, wie etwa die Benachteiligung der nichtjüdischen Hilfsbedürftigen. Darum die Wahl der sieben Diakone (=griech. für Diener, Helfer).
Mir gefällt, dass man dort gemeinsam Entscheidungen getroffen und den Ausgewählten durch Gebet und Handauflegung Bestärkung für ihre Tätigkeit mitgegeben hat.
Und mir fällt auf: Sieben ist die Zahl der Fülle; die sieben Diakone stehen stellvertretend und vorbildhaft für alle Christen, die dem bzw. der Nächsten immer ihren Dienst schulden.

Der Petrusbrief (2. Lesung) spricht auf einer anderen Ebene, gleichsam in allgemeinen Begriffen von der „g’rechten“ Gemeinde und ihren Gliedern. Sie spricht in höchsten Tönen von ihnen: dass sie auserwählt, heilig, königlich und priestergleich sein oder werden mögen, ja eigentlich schon sind.
Das ist wieder einmal ein hoher An-spruch und gleichzeitig ein stärkender Zu-spruch.
Mir wird bewusst: Ja, aufbauend (mit dem lateinischen Fremdwort „konstruktiv“) sollen wir als Christen handeln, keinesfalls destruktiv. Weil wir in größter Nähe zu IHM stehen, der uns aufbaut. Die hohe Würde (merke: wir sind alle „Hochwürden“!) tragen wir übrigens seit der Taufe in, mit, an uns: dort wurde uns zugesagt, dass wir die Würde von Königen, Priestern und Propheten haben.

„Is‘ scho g‘recht!“


Herbert Berndl, Pastoralassistent 



Euer Herz lasse sich nicht verwirren….

Jesus bereitet die Jünger auf seinen Abschied vor. Er ahnt ihre Ängste, ihre Traurigkeit, ist er doch für sie zum guten Freund geworden, zum Lehrer, zum Verkünder der frohen Botschaft vom Reich Gottes, bezeugt als der Messias.
Mit ihm blühen sie auf, hat ihr Leben einen Sinn. An seiner Seite fühlen sie sich wohl, gut aufgehoben und geborgen. Doch ein Abschied bedeutet, es gilt auf eigenen Füßen zu stehen und den Weg Jesu fortzusetzen. Erstes Unbehagen macht sich bemerkbar: „Wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“
Bisher sind sie mit Jesus gegangen. Sie brauchen sich um nichts kümmern.
Wir wissen aus eigenen Erfahrungen, wie schwer es oft ist, Wege wiederzufinden, die man in einer geführten Gruppe gegangen ist. Man vertraut sich an und achtet nicht immer auf die Besonderheiten und dann wird es zur Herausforderung, den Weg selber zu gehen.
Dafür hat Jesus eine Ermutigung parat: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“.
Leichter gesagt, als getan. Wenn wir gerade an diese Zeit jetzt denken, in der uns eine Pandemie das Leben sehr schwer macht und verschiedenes auf uns einstürzt an Informationen, Warnungen, Vorschriften, Schwarzmalerei, Hoffnungen…
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ sagt Jesus.
Glaubt an den Gott, der in Jesus angreifbar ist. Hängt euer Herz an den, der selbst Herz zeigt für den Menschen und der für Aufmerksamkeit und Wertschätzung eintritt, der selbst Zuneigung und Liebe wie auch Ablehnung und Hass erfahren muss.
Glaubt an den, der uns Menschen den Weg mit Gott neu erschließt und dabei nichts vereinfacht oder verkürzt.
Er geht ihn als einen Weg der Liebe, der Versöhnung und des Verzeihens, als einen Weg des Heilens und Aufrichtens, als einen Weg des Mahnens und des Ermutigens. Er bezeugt damit die Wahrheit, dass der Mensch Ebenbild Gottes ist, beauftragt zu bebauen und zu hüten.
Dieser Weg mit den Menschen zehrt an den Kräften. Jesus schöpft sie aus der Verbundenheit mit seinem Vater im Himmel. In ihm hat er seinen Ansprechpartner für Lob und Dank, für Bedrängnis, Not und Bitte.
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren Glaubt an Gott und glaubt an mich!“.
Nicht einfach, angesichts vieler Ereignisse, die oft nur mehr die eine Frage aufwerfen: „Wo ist Gott? Wie kann er das zulassen? Wo ist die Kraft, die die Not in Zuversicht wandelt und uns aus der Traurigkeit auf den Weg der Freude führt?“
Jesus zeigt uns diese Kraft. Dafür ist er WEG. Es ist sein Glaube an Gott, der ihn gerade auch in seinen eigenen schweren Lebensabschnitten trägt und hält. Mit der WAHRHEIT der Auferstehung schenkt er uns jene Kraft, die uns wieder erfülltes LEBEN spüren lässt und zugleich bestärkt, die Welt positiv zu prägen und mitzugestalten.
An diesem Sonntag nehmen wir die Botschaft mit:
Das Herz lasse sich nicht verwirren, sondern wir verankern unsere Herzen fest in Gott und Jesus. Denn da ist die WAHRHEIT unseres Glaubens zu erfahren. Der WEG dorthin funktioniert nicht mit dem „zeig uns einfach“ des Philippus, sondern bedeutet Bewegung, bedeutet eigenes Zutun, bedeutet, sich der Kraft der Auferstehung Jesu stets dankbar bewusst zu sein und dadurch immer wieder erfülltes LEBEN geschenkt zu bekommen.


Alois Moser, Pfarrer


PS.: Das Lied im Gotteslob Nr.  456 greift diesen Evangeliumstext auf und eignet sich sehr gut als Bekenntnis unseres Glaubens, gesungen oder gebetet:
„Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg. Du bist meine Wahrheit, die mich leben lässt!
Du rufst mich beim Namen, sprichst zu mir dein Wort.
Und ich gehe deinen Weg, du Herr gibst mir den Sinn.
Mit dir habe ich keine Angst, gibst du mir die Hand.
Und so bitt ich, bleib doch bei mir.“