Gründonnerstag: Impulse zum Bibeltext


"Grüß Gott"

zum Gründonnerstag




Bild: M. Innerhofer (Gründonnerstag - Joh 13 , 1-15)


Feierstunde

Du lässt uns ganz still werden,
in dieser Feierstunde,
in der wir großes von dir erwarten.

Du lässt uns ganz still werden,
weil du das Unerwartete tust,
weil du dich für uns klein machst,
weil du dich vor uns beugst,
und uns zeigst, wie das Leben weitergehen soll,
weil du uns zeigst, was uns trägt und was wirklich zählt.

Du lässt uns ganz still werden
und uns vor dir verbeugen,
vor deiner Wärme,
vor deiner Zärtlichkeit,
vor deiner Menschlichkeit,
vor deinem Leben.

Magdalena Innerhofer, Religionslehrerin



Zu den Lesungen:
aus dem Buch Exodus (Ex 12,1-8,11-14: Anordnungen zur Feier des Paschafestes),
aus dem Buch der Psalmen (Ps 116,12-13.15-18: Dank für Gottes große Taten),
aus dem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth (1 Kor 11, 23-26: Anordnungen zur Feier des Gedächtnisses des Herrn bis zu seiner Wiederkunft),
aus dem Evangelium nach Johannes (Joh 13,1-15: Die Fußwaschung).


Die erste Lesung aus dem Buch Exodus gibt detaillierte Anordnungen zur Feier des Paschamahles wieder; die zweite Lesung hat einen Ausschnitt aus dem ersten Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth zum Inhalt, in dem exakte Handlungsanweisungen enthalten sind, wie das Mahl zum Gedächtnis des Herrn zu feiern ist. Beide Mahlfeiern, so unterschiedlich sie von ihrem Charakter her auch sind, weisen signifikante Gemeinsamkeiten auf:


Errettung

Der zentrale Inhalt, der beim Paschafest gefeiert wird, ist die Rettung der Israeliten vor dem Strafgericht, das Gott in der Nacht an den Ägyptern vollzieht. Denn nur an den Häusern der Israeliten, an deren Türpfosten das Blut des Passalammes gestrichen ist, wird Gott vorübergehen und das angedrohte Unheil nicht verhängen (Ex 12,13).
Dadurch, dass Jesus unschuldig am Kreuz sein Blut für uns vergossen hat, wird der „Neue Bund in“ Jesu „Blut“ (1 Kor 11, 25)
zwischen den Menschen und Gott geschlossen, werden wir Menschen als Sünder endgültig vor Gottes Gericht gerettet. -
Das feiern wir heute an Gründonnerstag: Durch Jesus Christus sind wir gerettet. Und wir feiern das in …


… Gemeinschaft.

Das Paschamahl wird in erster Linie in der Hausgemeinschaft gefeiert (Ex 12,3-4). Denn die Hausgemeinschaft ist nicht nur Lebens-, sondern auch Glaubensgemeinschaft. Die gemeinsame Feier des Paschamahles zur gleichen Zeit schließt das gesamte Volk Israel zu einer Gemeinschaft der Geretteten zusammen.
Auch das Abendmahl ist ein gemeinsames Mahl in kleinem Kreis. Jesus feiert es gemeinsam mit seinen Jüngern. „Tut dies (…) zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11,24.25), trägt er ihnen auf. -
Dieses Jahr werden wir in erster Linie als Einzelpersonen, in der Familie oder kleinen Hausgemeinschaften feiern. Durch die Feier der Gründonnerstagsliturgie allein, durch Teilnahme an Fernseh-Gottesdiensten oder in einzelnen kleinen Gemeinschaften zu Hause, werden wir zu einer einzigen feiernden Gemeinschaft zusammengeschlossen, zu einer Gemeinschaft im …


… Gedenken.

Bei der Feier des Paschafest spielt das Gedenken eine zentrale Rolle. Die dankbare Erinnerung daran, dass Gott die Israeliten einst aus der Sklaverei in Ägypten befreit und ins gelobte Land geführt hat, ist wesentlich (Ex 12,14).
Als Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl feiert, trägt er ihnen auf, es immer wieder in Erinnerung an ihn zu feiern: „Tut dies (…) zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11,24.25). Er richtet diese Aufforderung an die Gemeinschaft derer, die an ihn glauben und ihm nachfolgen. -
Und auch uns gilt diese Aufforderung. Erinnert Euch meiner und meiner Heilstaten: Tut dies zu meinem Gedächtnis! In der Feier des Gründonnerstags sollen wir uns dankbar erinnern, dass Jesus sein Leben hingegeben hat, um uns zu retten. Im Gedenken an ihn sollen wir aber auch bereit sein zum …


… Aufbruch.

Das jüdische Paschafest ist ein Fest des Aufbrechens. Das erste Paschafest feierten die Israeliten mit den Schuhen an den Füßen, dem Stab in der Hand, zum Aufbruch bereit (Ex 12,11) in der Erwartung des machtvollen Handeln Gottes, das ihnen die Befreiung bringt.
Paulus weist die junge Gemeinde in Korinth an, den Blick nach vorne nicht zu verlieren und in der Feier des Gedächtnisses des Herrn nicht nachzulassen, bis er einst wiederkommt (1 Kor 11,26). -
Wenn wir die Feier des Gründonnerstags heute begehen, sollen auch wir die Zukunft nicht aus den Augen verlieren und zum
Aufbruch bereit sein. Denn auch wir sind als Kirche als Weggemeinschaft unterwegs: Gott und seinem Reich der Freiheit und Lichtes entgegen. In unserem Feiern am heutigen Abend können und sollen wir in Dankbarkeit und zum Aufbruch bereit als Einzelne in der Gemeinschaft als Errettete gemeinsam gedenken: der großen Heilstaten Gottes zum Lobe seines Namens. - Tut dies zu meinem Gedächtnis!



Der Antwortpsalm verklammert die erste und zweite Lesung thematisch miteinander durch das zentrale Motiv des Erhebens des Kelches zum Lobpreis des Herrn in Dankbarkeit für dessen großen Heilstaten.

Christina A. Reichel, Pastoralpraktikantin



Abschied – Dankbarkeit und Vermächtnis

Ein Gedanke dieses Tages und der abendlichen Feier ist Abschied. 
Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern. Zum Abschied gehören auch Dankbarkeit und der Wunsch nach Bleibendem.
Mit dem Blick auf die biblischen Texte des Gründonnerstags sind wir hineingenommen in Dankbarkeit und Vermächtnis. 
Wir danken Gott, dass er ein den Menschen naher Gott ist. Ein geknechtetes Volk erlebt, wie Gott es in die Freiheit führt. Die Menschen erfahren Gottes Güte und Sorge auf drastische Art und Weise. Gott lässt sie nicht im Stich. Er ist JAHWE – ER ist DA!
ER ist HEIL und RETTUNG und unterstreicht dies mit seiner Menschwerdung in Jesus.
„Gott rettet“ mit Jesus den Menschen aus aller Selbstverliebtheit, aus jedem Egoismus und eröffnet uns das Hinschauen auf Gemeinschaft und Miteinander und auf das daraus resultierende Heil für alle Menschen.
Dafür schenkt er uns die besonderen Zeichen dieses Abends:
Mit der Fußwaschung durchbricht Jesus alle Über- und Unterordnungen und zeigt an, dass es ihm auf Aufmerksamkeit, Respekt und Wertschätzung ankommt.
Das Miteinander erhält Kraft vom Füreinander.
Wir erleben es gerade in dieser herausfordernden Zeit. Das gute Gespür für Hilfe erfreut, lässt zusammenwachsen und zuversichtlich bleiben. Das Bild Jesu spiegelt sich deutlich wieder.
Einher geht damit das Mahl halten zu seinem Gedächtnis.
Ein Gedächtnis feiern ist die Erinnerung feiern. Wir halten Jesus lebendig und lassen nichts in Vergessenheit geraten. Mahl halten verbindet und stärkt die Gemeinschaft. Auch wenn in diesem Jahr das „große Zusammenkommen“ nicht möglich ist, eines bleibt gewiss: Jesu Wort an uns: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe!“
Noch eine Szene prägt diesen Abend: Der Gang mit Jesus zum Ölberg.
Für das Kommende sucht Jesus die Kraft im Gebet. Er will die Verbundenheit mit dem Gott, der nicht allein lässt, der da ist, spüren und bestärkt den Weg fortsetzen.
Die Umstände, die uns heuer durch die Fastenzeit begleitet haben und jetzt Ostern feiern lassen, haben uns  mehr denn je das Beispiel und Vermächtnis Jesu in unsere Herzen hineingelegt und so ist das Gebet auch für uns eine große Kraftquelle geworden, damit jeder Abstand trotzdem auch wohltuende Nähe spüren lässt.

Alois Moser, Pfarrer