Palmsonntag: Impulse zum Bibeltext


"Grüß Gott" 

zum Palmsonntag




Bild: M. Innerhofer (Palmsonntag - Mt  21, 1-11)


In deiner Nähe

Menschen - 
voller Hoffnung.
Wir würden alles tun,
um in deiner Nähe zu sein,
um einen Funken deines Lichts
in unser Leben zu lassen.

Wir werfen dir alles zu Füßen,
unsere Kleider, unsere Ängste
unsere Sorgen und Träume
unser ganzes Leben.

Doch du -
Du weißt was wir brauchen.
Wenn wir unser Herz öffnen,
werden wir es spüren.
Deine Sanftmut, deine Liebe
Jesus, unser Friedenskönig –
Du bist uns Menschen
ganz nah.

Magdalena Innerhofer, Religionslehrerin



zu den Lesungen:
aus dem Buch Jesaja (Jes 50,4-7: Der Prophet vertraut trotz großen Leides auf Gottes Hilfe),
aus dem Buch der Psalmen (Ps 22, 8-9.17-20.23-24: Bitte eines Notleidenden um Errettung und Lobpreis der Größe Gottes),

In der ersten Lesung kommt eine geschlagene und zerschundene Gestalt zu Wort, die sich in enger Gemeinschaft mit Gott befindet und im Gehorsam auf Gottes Wort auch im Leiden auf Gottes Hilfe und letztliche Gerechtsprechung vertraut.

Der Text lässt sich dreifach deuten: Auf die Situation des schreibenden Propheten hin, auf die des kommenden Christus und auf uns selbst.


Gemeinschaft mit Gott

„Gott, der Herr gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre, wie ein Jünger.“ (V.4)
Der Prophet sucht die Gemeinschaft mit Gott besonders im Hören auf sein Wort. Denn Reden von Gott beginnt mit dem Hinhören. Wer seinen Mitmenschen Gottes Wort nahebringen möchte, der muss Gott erst einmal aufmerksam zuhören. Er muss zuhören, um Gottes Wort richtig weitergeben zu können. So musste der Prophet gewiss immer wieder neu genau hinhören auf das, was Gott ihm sagte, um es an die Entmutigten so weitergeben zu können, dass sie auch in bedrängenden Situationen neue Kraft und Mut zu schöpfen vermochten.
Diese Verse lassen sich auch auf Jesus Christus hin deuten: Bevor Jesus wichtige Entscheidungen traf oder öffentlich redete, nahm er sich im Gebet Zeit für das Gespräch mit Gott (Mk 1,35 u.a). Jesus konnte seine Aufgabe als Sohn Gottes, als Erlöser der Menschheit, nur erfüllen, indem er beständig auf das Wort seines Vaters hörte. Auch er suchte bewusst die Gemeinschaft mit Gott im Hinhören auf ihn.
Und wenn schon Jesus regelmäßige Gespräche mit dem Vater und das Hören auf ihn nötig hatte, - um wieviel mehr benötigen wir Menschen diese Gemeinschaft mit Gott. Das Hinhören auf das, was er uns sagt, ist lebens-wichtig, erst recht, wenn wir anderen ein gutes Wort auf den Weg mitgeben wollen, das sie aufrichtet, ermutigt und bestärkt.


Gehorsam gegenüber Gottes Willen

„Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück.“
Zur Aufgabe eines Propheten gehört es auch, nicht davonzurennen, wenn Gott unbequeme Botschaften mitteilt. Gottes Wort zu verkünden, kann manchmal eine unangenehme und undankbare Aufgabe sein. Doch ein wahrer Bote Gottes ist seinem Auftrag gehorsam.
Auch dieser Vers lässt sich auf Jesus Christus hin deuten: Jesus Christus wich nicht aus, als sein Vater ihn auf die Erde sandte mit dem Auftrag, uns Menschen seine tiefe Liebe zu uns erfahrbar zu machen und uns durch seinen eigenen Tod am Kreuz zu erlösen. Er gab die himmlische Herrlichkeit beim Vater auf und kam herab zu uns auf die Erde: „(E)r erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,8). In vorbildhafter Weise hat Jesus in seinem Leben den Gehorsam gegenüber Gott im Ausführen seines Willens in die Tat umgesetzt.
Er hat uns Menschen damit ein Vorbild gegeben: Bin ich auch dann noch bereit, auf Gott zu hören, und seinen Willen zu tun, wenn mir nicht gefällt, was er mir sagt und zumutet?


Gelebtes Glaubenszeugnis im Vertrauen auf Gott

“Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.“
Propheten mussten von Beginn an mit Widerstand und Anfeindung rechnen. Denn nicht jeder/jede möchte auf Gottes Wort hören, erst recht nicht dann, wenn es unbequem ist. Und nicht selten haben Propheten daher den Unmut und die Empörung ihrer Zuhörer/innen auch gewaltsam zu spüren bekommen. Doch „unser“ Prophet schlägt nicht zurück, vielmehr hält er dem Spott und den Schmähungen stand. Er ist bereit, für seine Botschaft zu leiden. Was für ein gelebtes Zeugnis seiner Treue zu Gott ist dieses Zeugnis seines Glaubens an Gott auch im eigenen Leiden.
Auch bei diesen Versen lässt sich ein Bezug zu Christus Jesus herstellen: Denn auch die Botschaft Jesu von Gottes Liebe und Vergebung und die, dass er die Erlösung der Menschheit bringe, wollten nicht alle hören. Auch er wurde seiner Botschaft wegen verspottet und geschlagen. Und auch Jesus wehrte sich nicht, als sie ihn schlugen und anspuckten (Mt 27,30 u.a.). Er litt geduldig wie die Propheten vor ihm. Doch im Unterschied zu den Propheten ist Jesu Leiden weitaus mehr als nur ein Zeugnis für die unverbrüchliche Liebe Gottes zu uns Menschen. Denn das Leiden Jesu hat darüber hinaus erlösende und sühnende Wirkung: Als Gottes Sohn nahm er die Schuld der Menschheit auf sich. Er machte unsere Erlösung möglich, weil er stellvertretend all das getragen hat, was uns Menschen eigentlich treffen müsste.
Für uns bedeutet dies: Wer begriffen hat, was Christus für uns Menschen getan hat, der kann Spott und Widerstand gegen das Zeugnis seines Glaubens leichter ertragen, der vermag im Leiden leichter Mut und Kraft zu schöpfen und Gott auch in schweren Zeiten die Treue zu halten. Im Aushalten der Leidenszeiten wird dann das Leben des Christen nicht weniger zu einem gelebten Glaubenszeugnis für Gott.


Gerechtmachung durch Gott

„Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.“
Der Prophet bleibt seinem Auftrag treu. Er vertraut auf die Hilfe Gottes und seine Gerechtmachung durch ihn: Gott wird schon noch all seinen Widersachern beweisen, dass er recht handelte und Gottes Wort treu verkündet hat.
Im Vertrauen auf Gott hat auch Jesus allem Stand gehalten. Auch er hat sich durch alle Angriffe nicht von seinem Weg abbringen lassen, ja, er hat sogar den Tod am Kreuz willig erduldet. Bis zuletzt vertraute er sich bedingungslos seinem Vater im Himmel an. Sterbend am Kreuz betete er: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ (Lk 23,46). Und sein Hoffen auf den Beistand seines Vaters im Himmel war nicht vergeblich: Am dritten Tag hat Gott Jesus von den Toten auferweckt und hat „ihm den Namen verliehen, der der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel und auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: `Jesus Christus ist der Herr´, - zur Ehre Gottes des Vaters.“ (Phil 2,9b-11). So wurde er, Jesus Christus, von Gott unwiderruflich vor aller Welt ins Recht gesetzt, als das, was er war und ist: Gottes Sohn.
Diese Verse gelten aber auch uns: Gott, der Herr, wird mir helfen: Er ist es, der mir auch in schwierigen Lebenssituationen beisteht und mich aufrichtet, der mir Kraft gibt, so dass ich standhaft bleiben kann. Er ist es auch, der mich am Jüngsten Tag gerechtsprechen wird. Für jede/n, der/die auf Jesus Christus vertraut, ist dies zugleich tröstende und bestärkende Verheißung und Erfüllung am Ende der Zeiten: die Gerechtsprechung durch Gott im Vertrauen auf Christus, der den Menschen durch sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung erlöst hat.

Der Antwortpsalm gibt die Worte eines in seelischer und körperlicher Not befindlichen Beters wieder, der trotz allen Leidens seine Hoffnung auf Gott setzt und sich von ihm her Rettung und Hilfe erwartet: „Du, meine Stärke - eil mir zur Hilfe!“. So gelingt es ihm, trotz der Notlage, in der er sich befindet, von sich wegzublicken und Gottes Größe und Herrlichkeit zu rühmen: “Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn; erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels!“

Christina Reichel, Pastoralpraktikantin

 

»Wer ist Herr im Haus der Welt?«
zur Lesung aus dem Brief an die Gemeinde in Philippi 2,6-11

Wann haben Sie zuletzt jemandem die Hand geschüttelt? In der »Zeit der Krise«, da das Covid-Virus das beherrschende Thema ist! Wo das Motto lautet: "Sie sind mir »mit Abstand« am liebsten!" Verneigung und ein Lächeln, statt einander die Hände zu reichen. "Grüß Gott" geht auch über weitere Entfernung, "ich grüße das Göttliche in Dir". Ein Telefongespräch, eine Begegnung über Video, damit keine Vereinsamung aufkommen kann. "Wie geht‘s Dir heute?" – "Spezielle Distanz statt sozialer Distanz" ist ein Gebot der Stunde. Denn "alles wirkliche Leben ist Begegnung", wie Martin Buber sagt.

Von ihm stammt auch der Begriff: Der "Niederstieg" ist die Offenbarung Gottes schlechthin; alles Andere ist Auslegung. Er zitiert das Gespräch Gottes mit Mose am unverbrennbaren Busch: "Gesehen, gesehen habe ich das Leiden meines Volkes, und gehört, gehört habe ich ihr Schreien. Ich kenne ihr Leid. Nieder stieg ich, sie zu befreien." (Ex 3) Immer schon lautet die Hoffnung der Menschen: "Wenn die Not am größten, ist Gott am nächsten." Der "von ganz oben" mischt sich ganz unten ein.

Als der Völkerapostel mit der Osterbotschaft erstmals europäischen Boden betritt, entsteht in Philippi eine Gemeinschaft von "Österlingen", rund um das Haus der Lydia. Dorthin schreibt Paulus einen Brief, darin steht der Christushymnus der heutigen Lesung, den er in anderen Gemeinden gelernt hat. Der Hymnus vom Christus, der "niederstieg". Vom Messias, dem gottgesandten Erlöser, der unter die Leute ging – auf Tuchfühlung und Augenhöhe mit den Menschen, den Armen und Bedrängten – zu seiner Zeit und zu unserer Zeit. Der Hymnus von Jesus, der unter-ging, "gehorsam bis zum Tod am Kreuz".

Und das Ende vom Lied? Aus, Amen? Beherrscht das Virus nicht nur die Themen, sondern gar die Welt?

Bringt es Menschen und Völker auseinander, ist der Zusammenhalt gescheitert? "Nein", bezeugen viele, die sich einsetzen und stark machen für Gefährdete, für Alte und Kranke, für Einsame. "Das WIR ist größer als das VIRUS", schreibt der Innsbrucker Caritas Direktor Georg Schärmer. Wer also ist Herr im Haus der Welt? "Jesus Christus ist Herr in der Herrlichkeit Gottes, des Vaters." Ein für alle Mal.

Hans Steinwender, Priesterlicher Mitarbeiter



Palmsonntag – Freude und Leid ganz nah beisammen
Mt 21,1-11 und Mt 26,14-27,66

Diese Hl. Woche wird in ihrer Eigenart in die Geschichte eingehen, so wie jeder Palmsonntag selbst schon eine Eigenart in sich trägt, wenn wir die Liturgie dieses Tages betrachten.
Da werden wir zuerst in die Freude der Menschen mit hinein genommen. Sie bejubeln das Kommen Jesu in die Stadt Gottes, obwohl sein Einzug weit weg ist von jeglichem Prunk. Er reitet auf einem Esel, dem Lasttier der einfachen Leute, in die Stadt hinein. Damit unterstreicht er seine Botschaft, die durch seinen Umgang mit den Menschen als sehr heilbringend wahrgenommen wird.
Deshalb: „Gesegnet ER, der kommt im Namen des HERRN!“
Welch´ großes Wort aus dem Mund der Menschen.
Gesegnet Du - Du bist Segen für uns, Du tust gut, Du bringst Gott zu uns, Du stärkst uns für das Leben, weil wir uns begleitet wissen, geborgen und gut aufgehoben in der Hand Gottes.
Durch unsere Taufe sind wir auch Gesegnete, also Menschen, die gut tun. Und das spüren wir jetzt ganz besonders. Wie viele sind uns doch ein Segen durch ihr Dasein, durch ihre Hilfsbereitschaft, durch ihre Berufsausübung, durch ihre Aufmerksamkeit, durch ihr Gebet und Gottvertrauen…...
Sie sind uns ein Segen. Lasst uns immer an jene denken, die uns Segen sind und danken wir es ihnen mit dem herzlichen Satz: „Du bist ein Segen für mich!“
Diese positive Empfindung strahlt uns der Palmsonntag entgegen und es ist gut und ermutigend zugleich diese Kraft in uns zur Wirkung kommen zu lassen.
Denn damit werden wir bestärkt auch jene Momente im Leben Jesu mitzutragen, die uns mit der Passionserzählung im Gottesdienst auch eine andere Seite des Lebens zumutet. Das Leiden und der Weg zum Sterben am Kreuz verdunkeln die Freude des Tages und die erhoffte Erleichterung aus allen Erschwernissen muss gemeinsam mit Jesus erwartet werden.
Deshalb: „Gesegnet ER, der kommt im Namen des HERRN!“
Zu unserem SEGEN kommt ER, der Gesegnete, damit wir an der Düsternis dieser Tage nicht zerbrechen, sondern im Mitgehen seines Weges mit IHM auch AUFERSTEHUNG erfahren.

Alois Moser, Pfarrer