4. Sonntag der Osterzeit: Impulse zum Bibeltext


"Grüß Gott"
zum 4. Sonntag der Osterzeit




Bild: M. Innerhofer (Joh 10, 1 - 10)


Zu-Mutung

Du mutest uns zu –
dass wir unser Leben leben,
mit seinen Höhen und Tiefen,
mit seinen Ecken und Kanten
und in seiner ganzen Buntheit.

Du gibst uns Mut,
weil du unser Hirte bist
und wir dir folgen.

Du mutest uns zu –
dass wir uns für Gerechtigkeit einsetzen
und wir den Schwachen unsere Stimme geben.

Du gibst uns Mut,
weil du unser Hirte bist
und wir durch deine Tür ein und aus gehen.

Du mutest uns zu –
dass wir ohne Angst sein können
und auf unsere Lebenskraft vertrauen.
Denn du bist unser Hirte,
unsere Tür, unser Retter.

Du gibst uns Mut, zu einem Leben
in Fülle.


Magdalena Innerhofer, Religionslehrerin



Der vierte Ostersonntag wird als „Sonntag des Guten Hirten“ gefeiert.

Dieses Bild stellt uns auch die Perikope aus dem Johannes-Evangelium vor Augen. Der auferstandene Christus offenbart sich als der Gute Hirt, der seine Schafe kennt, sie ruft, sie nährt und sie führt. Er weiß, was das einzelne Schaf an Antrieb, Einhalt oder Hilfe braucht. Schon an seiner Stimme erkennen die schutzbedürftigen Schafe den rechten Hirten und folgen ihm hinaus. Weil sie spüren, dass ihr Schäfer es gut mit ihnen meint, folgen sie seinen Befehlen, wenn er einen Pfiff oder einen Ruf ertönen lässt. Dagegen sind sie unsicher gegenüber Fremden oder Dieben, Räubern und Verführern; deshalb folgen sie ihnen nicht!
Er ist die »Tür« zum Leben in Fülle. Er erschließt den Zugang zum gelingenden ewigen Leben, ohne jeden Mangel. Durch ihn gelangen wir zum Heil. Die Bilder von Tür und Hirten prägen den 57. Weltgebetstag für geistliche Berufe: Der Gute Hirt ruft uns in seine Nachfolge und in seinen Dienst.

Das Bild des guten Hirten beschreibt das Vertrauensverhältnis zwischen Jesus und seiner Gemeinde. Menschen erfahren Halt in ihrem Leben, wenn sie sich dem Schutz dieses Hirten anvertrauen. Sie entwickeln eine innere Kraft und Gelassenheit, die sie zuversichtlich werden lässt. Wer auf seine Stimme hört, wer diese Stimme ernst nimmt und ihr folgt, der gehört zu diesem Jesus. Er ist gekommen, damit wir das Leben haben und es im Überfluss haben, so die wörtliche Übersetzung. Das Bild vom Guten Hirten ist Auftrag und Zusage für unsere Gemeinde und es ist sehr verbunden mit dem Sonntag der geistlichen Berufe. Jesus ist das wahre Wort und seine Stimme ist unverwechselbar. Nur wer seinem Ruf folgt und seine bedingungslose Hingabe für andere ernst nimmt, kann den Weg zum wahren Leben selber finden und anderen weiter verkünden. Das Kriterium für eine österliche Gemeinde und für alle geistlichen Berufe ist der Dienst am Leben in Fülle unter der Führung des „guten Hirten“, schon hier und jetzt, auch inmitten aller Bedrohungen und Ängste. Der Herr will uns auch ermuntern, den „Hirten der Kirche“ beizustehen, ihnen Offenheit und Vertrauen entgegenzubringen, sie zu unterstützen und vor allem für sie zu beten.
»Daher werden wir den Ruf des Herrn entdecken und annehmen können, wenn sich unser Herz der Dankbarkeit öffnet und den Augenblick zu ergreifen vermag, da Gott in unserem Leben vorbeigeht,« schrieb Papst Franziskus an alle Menschen in verschiedenen „Formen der Berufung als gläubige Laien, Priester oder Personen des geweihten Lebens“. Unser aller „geistlicher Beruf“ gründet in der Taufe. Unser Dienst für Welt und Menschen ist es, »das eigene Leben als Lobgesang für Gott, für die Brüder und Schwestern sowie für die ganze Welt darzubringen. Die Jungfrau Maria begleite uns dabei und sei uns Fürsprecherin.«


Novatus Mrighwa, priesterlicher Mitarbeiter

 

 

» Nie wieder Corona ! «
zu Apostelgeschichte 2,14.36-41 und Psalm 23
und zum Ersten Petrusbrief 2,20b-25

 » Schau auf dich, schau auf mich ! « Wochenlang hat uns das Wort begleitet, das uns eindringlich mahnte, in der Zeit der unsichtbaren Bedrohung miteinander und mit dem Leben "behutsam" umzugehen. »So schützen wir uns« – und diese Aufmerksamkeit hört nicht auf, auch wenn die Einschränkungen des täglichen Lebens zurückgenommen werden. (Wir kehren nicht zurück zur "sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise", wie es vergangenen Sonntag geheißen hat. 1 Petr 1,18)
Behutsamkeit, die das Leben liebt – als göttliche Wesensart – feiert die Liturgie des Wortes Gottes am heutigen "Sonntag des Guten Hirten".

Den direktesten Kontakt mit dem "Hirten" beten wir im 23. Psalm (nach der Lesung aus der Apostelgeschichte). Mit dem biblischen Vorbeter ("Psalm Davids"!) gehen wir den Weg des Menschen vom ER zum DU mit. Der Glaubende tastet sich an Gott heran: ER ist Hirte, Er führt und leitet. Und wenn es eng wird auf dem Weg, wächst das Vertrauen: DU bist bei mir, DU deckst den Tisch, DU salbst. DU bringst heim.

Zweimal kommt der Sprecher des "Zwölferkreises" Petrus zu Wort: in der ersten seiner sieben nachösterlichen Reden in der "Apostelgeschichte". Und im sogenannten Petrusbrief.

Zunächst die "Pfingstpredigt" in der Apostelgeschichte, die Fortsetzung der vergangenen Sonntage. (Die zweite große Schrift des Lukas, eigentlich unter dem Titel "vom Wirken Gottes in den Taten der Apostel", stellt im ersten Teil Petrus in den Mittelpunkt, im zweiten Teil Paulus, durch den Ostern "weltläufig" wird.) Pfingsten, der 50. Tag(*) nach Ostern und Pas‘cha, ist in Israel Erntedank (Schawuot). Und zugleich die Erinnerung an den Tag, da Mose die Zehn Gebote erhalten hat (Sukkot).
»Lasst euch retten!« In diesem Aufruf gipfelt die Rede des Petrus. Er spart die Katastrophe des Karfreitags nicht aus. Aber der Gekreuzigte ist der Auferweckte. Den man "eingezwängt" hat in Tod und Untergang, den hat der "Hirte" ins Weite hinausgeführt. Neuorientierung (Umkehr), Taufe, Glaube: der Weg am Wanderstab des Hirten führt ins Leben.
Die Christenheit hat ihren Oster-Helden. Nicht als Superstar, nicht als Gewinner äußerlicher Anerkennungen: er litt, er wurde geschmäht – er hat durchgehalten und sein Schicksal "beim Himmel abgegeben". Der "Eingezwängte" hat die Tür "aufgezwängt", durch die alle, die dem Tod verfallen sind, herausgeführt werden ins Leben. Beispielgebend.
So ähnlich redet man ja heute von den "Heldinnen" des Alltags, die in der Pandemiezeit unseren Alltag am Laufen hielten: Die selbst in Bedrängnis waren durch die äußeren Umstände, haben – freundlich, stark, unerschütterlich – ihre Aufgaben erfüllt. Denen selbst vieles nicht leicht fiel, die waren die Stützen der Gesellschaft. Wir alle haben den Nutzen davon. Danke! (Man sollte ihnen mehr als den Applaus gönnen).
»Durch seine Wunden sind wir geheilt«, zitiert Petrus das Lied vom Gottesknecht (Jesaja 53,5) im Hinblick auf "diesen Jesus", den Gott "zum Herrn und Christus gemacht" hat. (Apg 2,36)

» Schau auf dich, schau auf mich « – in zwei Dimensionen, von Mensch zu Mensch trachten wir das Leben "in den Griff zu bekommen" … und müssen oft feststellen, wie sich Erfolg nicht einstellen will. Unser Blick braucht die 3. Dimension: »Schau auf Ihn!« Schau auf den Gekreuzigten Auferweckten. Schau auf den Gott, der der Gute Hirte ist, der zum Aufatmen führt – auch durch finstere Todschatten-Schluchten. Dessen "Güte und Huld" dich so lang verfolgen, bis du heimgekommen bist.

"Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben." (Sacharja 12,10; Johannes 19,37)"Im Schauen auf sein Antlitz werden wir verwandelt in sein Bild." (Taizé)


Hans Steinwender, priesterlicher Mitarbeiter


(*) Zahlenmystik ist ein Versuch, das unberechenbare Leben – eingespannt zwischen Himmel und Erde, Gott und Welt – zu deuten. 3 ist die Zahl Gottes (vgl. Drei-faltigkeit), 4 die Zahl der Welt (4 Himmelsrichtungen, Jahreszeiten; Evangelisten …). 3+4 (7) bzw. 3x4 (12) = Gott und die Welt = Leben in Fülle. 7x7 = Über-Fülle. Der 50. Tag (pentekoste – Pfingsten) signalisiert Neustart, den "neuen Tag", den Beginn der neuen Welt. Davon erzählt die Predigt des Petrus …