4. Fastensonntag: Impulse zum Bibeltext


"Grüß Gott"

zum 4. Sonntag in der Vorbereitung auf Ostern,
der den Beinamen „Laetare – Freude“ trägt.




Bild: M. Innerhofer (Joh  9,1-41)


Berührt sein

von der Kraft seiner Nähe

von der Kraft seiner Worte

von der Kraft seiner Menschlichkeit

 
Berührt sein

von seinem Gespür, was gerade jetzt notwendig und gut ist.

Lassen wir uns berühren von der befreienden Kraft des Evangeliums.

Lassen wir uns berühren,  indem wir neue Wege gehen.

Lassen wir uns berühren, indem wir auf unser Herz hören.

Lassen wir uns berühren und vertrauen -

auf die Heilskraft Gottes.


Magdalena Innerhofer, Religionslehrerin

 


Mit dem Herzen sehen – sich berühren lassen – als Kinder des Lichtes leben

Die Vorfreude auf Ostern ist äußerlich sehr getrübt, doch gerade im Blick auf den Text der ersten Lesung aus 1 Samuel 16,1-13 sind wir eingeladen, es dem HERRN gleich zu tun: „Der HERR sieht das Herz“ und bleibt nicht am ersten Erscheinungsbild eines Menschen hängen, wie es der Prophet Samuel tut. Die Stattlichkeit der Gestalt ist beeindruckend aber für den HERRN nicht ausreichend, um die Erwählung zum König durchzuführen.
Antoine Saint-Exupery greift diese Erfahrung auf, wenn er den Kleinen Prinzen sagen lässt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!“ Um mit dem Herzen gut sehen zu können, braucht es Geduld und Zeit. Das Kennenlernen aller Söhne des Isai ermöglicht dem HERRN und seinem Propheten das Gespür zu bekommen: David ist es!
Er, der die Schafe hütet, wird gesalbt zu einem besonderen Hirtendienst an den Menschen: ihr König zu sein. Befähigt wird er dazu durch den Geist des HERRN.
Mit unserem Getauftsein sind wir ebenso gesalbt für den besonderen Hirtendienst an unseren Mitmenschen. Der Geist des HERRN begleitet und stärkt uns darin. Er berührt uns, damit die Freude am Glauben nicht schwindet, sondern uns gerade in diesen herausfordernden Tagen ermutigt und uns sehend macht mit unseren Herzen für die eigenen Befindlichkeiten und für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen.
Die Kraft für die Bewältigung dieser besonderen Anforderungen, die derzeit unser Leben erschweren, bekommen wir mit einem besonderen Bild, das uns der Eröffnungsvers für diesen Sonntag „Laetare“ in unsere Herzen legt, genommen aus dem Buch Jesaja 66,7-17: Es gibt die Tröstung durch Gott als Mutter: „Jubelt mit ihr, auf dass ihr trinkt und satt werdet an der Brust ihrer Tröstungen!“
Die Freude am HERRN ist unsere Kraft.

Alois Moser, Pfarrer

 

 

Vom »Licht am Ende des Tunnels«
zur Lesung aus dem Brief an die Gemeinde in Ephesus 5,8-14

Wie erleben Sie derzeit die Welt? Schulen und Läden geschlossen, die Arbeit ruht, das Leben sehr reduziert, Parkplätze und Straßen überraschend leer, Angst – zumindest Verunsicherung – bei vielen Menschen, die Zukunft düster. Fast wie in einem Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, das in der Nazi-Haft entstand: »In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.« 
Umso mehr gebührt unser Dank allen Menschen, die trotz aller Einschränkungen für uns tätig sind: dass wir zu essen haben, dass für unsere Gesundheit gesorgt wird, dass das Leben weitergeht.
Wenn der Mensch im Dunkeln tappt, keine Aussicht hat, der Überblick und der Durchblick fehlen, wenn einem schwarz wird vor Augen: dann ist die Sehnsucht groß, dass einem ein Licht aufgeht. Das »Licht am Ende des Tunnels«, die »Erleuchtung«, so nannten die Christen der frühen Kirche die Taufe. »Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! ... Alles Erleuchtete aber ist Licht.« (Eph 5,8.14) Die Lesung schließt mit einem Bild aus einem alten Tauflied. Wie Christus aus dem Todesschlaf erwacht ist, soll auch der Täufling aus seinem Schlaf, dem alten Leben erwachen. Er steht gleichsam von den Toten auf. Von nun an erleuchtet Christus seinen Lebensweg. Er muss nicht mehr in der Finsternis umherirren. Er darf für andere Licht sein, ein Zeichen der Hoffnung auf ein Leben in Fülle. Großes wird uns Christ*innen hier zugesprochen. Das drückt auch Dietrich Bonhoeffer aus: »Ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den rechten Weg für mich. «
Lassen wir uns auf diese Verheißung ein!

Hans Steinwender, priesterlicher Mitarbeiter

 

 


Gedanken zum Evangelium Johannes 9,1-41

Am Sonntag „laetare“ (übersetzt „freue dich“) freuen wir uns über Christus das Licht, das die Dunkelheit und Blindheit vertreibt! Jesus hat sich als „Licht der Welt“ bezeichnet, und als „Weg, Wahrheit und Leben“. Voll Hoffnung und Zuversicht gehen wir diesem Licht entgegen, das uns Ostern ankündigt. Johannes erzählt vom Blindgeborenen, der von Jesus geheilt wird – am Sabbat.
Daran entzündet sich eine heftige Auseinandersetzung, die eine Blindheit der Menschen erkennen lässt, die noch viel tiefer geht. Die ganze Episode kann als Interpretationshilfe für die eigene Glaubensgeschichte gelesen werden. Aus dem Dunkel ins Licht geführt zu werden, das geschieht dem Blinden auf doppelte Weise. Seine Heilung illustriert, was innerlich an ihm geschieht, da er durch Jesus Christus zum Glauben an ihn geführt wird. Der Blinde, wird sehend – auf der anderen Seite herrscht Verblendung, das Nicht-Sehen-Wollen.
In der Geschichte verbinden sich zwei Erzählungen, die einen Kontrast aufzeigen:

Aus der Dunkelheit zum Licht

Auf der einen Seite wird ein blind geborener Mann geheilt; er sieht und gibt ein klares Zeugnis für seinen Glauben:
• Zuerst weiß er ihn nur als: „der Mann, der Jesus heißt...“ (v.11)
• Aber es dämmert ihm: „Er ist ein Prophet...“ (v.17); „... von Gott“ (v.33)
• Schließlich bekennt er bewusst: „Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder“ (v.38)
Er ist ein wirklich Sehender geworden und so kommt er von der Dunkelheit des Nicht-Kennens ins Licht der Erkenntnis und der Annahme Christi.

Vom Licht in die Dunkelheit

Auf der anderen Seite stehen die Pharisäer. Sie denken und rühmen sich, dass sie sehen. Aber als sie Jesus begegnen, trübt sich ihr Geist; sie erkranken an spiritueller Blindheit:
• Zuerst sind sie skeptisch: „... fragen ihn, wie er sehend geworden sei“ (v.15)
• Sie verweigern ein deutliches Zeugnis: „Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war“ (v.18)
• Dann bringen sie Gott ins Spiel: „Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist“ (v.24)
Die Pharisäer wollen nicht akzeptieren, dass Jesus vom Himmel kommt. Sie stoßen den Blinden schließlich aus ihrem Kreis (v.34). Sie sehen nicht und wollen auch nicht von jemand, der die Wahrheit gesehen hat, erleuchtet werden. Sie erkranken an spiritueller Blindheit.

Das Licht ist ein Ursymbol für Gott selbst. Jesus verkündet: „Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden“.
Ja, diese Erzählung stellt eine Reise zum Glauben dar. Auch wir als getaufte Christen müssen aus der Blindheit spiritueller Dunkelheit ins Licht kommen. Wenn mit Jesus das Licht Gottes in die Welt gekommen ist, dann dürfen wir es nicht vor der Welt verheimlichen oder durch unser Verhalten verdunkeln. Innere Erleuchtung ist der Weg zu Gott. Echter Glaube führt uns zur Wahrheit. In der Taufe sind wir wahrhaft vom Tod zum Leben hinübergegangen, von der Finsternis der Sünde in das Licht der göttlichen Gnade.

Dr. Novatus MRIGHWA, Gastpriester