Erster Advent

Zum Adventbeginn bieten wir wieder Unterlagen für die Feier in den eigenen vier Wänden an und wünschen Ihnen und Ihrer Familie einen gesegneten ersten Advent,
das Pfarr-Team

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<link file:178149 _blank>KIRCHEzuHAUSE 1. Advent mit Kindern

 

 

» Richtet Euch auf. Macht die wankenden Knie wieder fest «
zum 1. Adventsonntag, 29.11.2020
Jesaja 63,16b-17.19b; 64,3-7 und Psalm 80
Erster Korintherbrief 1,3-9
Markus-Evangelium 13,24-37

 

»Verrückte Welt! Es geht drunter und drüber.« Es sind nicht nur die Dauer-Lamentierer, die man dieser Tage so reden hört. Dass bald jeder einen kennen wird, den "Corona anzipft"; dass einem das Trauer-Spiel um Macht und Geld die Tage vermiest – Jedermann läßt immer noch grüßen; und die "Lager in Fan-Clubs und gespaltenen Völkern und Nationen, wo man einander beflegelt und bekriegt; und Kriege und Bürgerkriege … von "Tohuwabohu" (Irrsal und Wirrsal) erzählt die Bibel auf den ersten Seiten, vom Chaos, in das der schöpferische Gott ordnend eingreift.

1. "Drunter und Drüber" geht es auch in den Worten des Jesus aus Nazareth in der Langfassung des Evangeliums, wenn er seinen Schülerinnen und Schülern den Blick schärft für das, worauf alles hinausläuft. Sollte man nicht versucht sein zu denken, dass auch wir gerade die Tage "der großen Not" durchmachen, da die Erde bebt, Naturkatastrophen die Menschheit in Bedrängnis bringen und nicht einmal "die Kräfte des Himmel" davon verschont bleiben? Wer denkt da nicht an eine kosmische Klimaveränderung?

Im Evangelium des Lukas (21,25f) hört sich das so an: »Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.« 

Aber: Was ist das für eine Botschaft, die von Angst und Schrecken redet? Drohbotschaft? Läuft darauf unser Leben hinaus?
Vor-Zeichen sind das, Vor-Boten. Nicht "verenden" wird die Welt, die Menschheit, alles Leben. Es geht der »Vollendung« entgegen.

Daher allen Erwartungsvollen, Hoffnungsfrohen, Aussichtsreichen – aber auch den Knieweichen, der Zitterpartie, der Lockdowngeneration – ins Stammbuch die Schlußworte der Evangelisten:
»Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt: denn eure Erlösung ist nahe.« (Lk 21,28)
»Allen gesagt: Seid wachsam!« (Mk 13,37) 

2. Den Rahmen des Evangeliums bilden die Lesungen aus Jesaja, dem Buch der Psalmen und dem Ersten Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth.

Dankbarkeit und Gottvertrauen spricht aus dem Grußwort des Völkerapostels am Beginn dieses Schreibens, das zu einer Zeit verfassst wurde, in der es auch turbulent zuging. Etwa 200 »Oster-Menschen« in der Stadt Korinth mit 200.000 Einwohnern und 2 Hafenanlagen versammelten sich in vermutlich 3 christlichen Haus-Kirchen. Am ersten Tag der Woche feierten sie Ostern, sonst gab es kaum "Strukturen" oder Vorbilder; die Fragen "wie Leben von Ostern her geht" wurden heftig diskutiert. Für Paulus war eines wichtig: das Osterlicht leuchtet in dieser Stadt, sogar an drei Stellen; Korinth ist "gottvoll"!
Und deshalb: Gnade, Friede, Treue, Dank ("Eucharistie").
»Ich danke Gott jederzeit für die Gnade … Treu ist Gott; er wird euch festigen bis ans Ende.« »Gnade und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.«

3. »Gott, unser Vater«: Im Gruß des Paulus schwingt die Gotteserfahrung des Jesus aus Nazareth mit, die er auch gelernt hat von seinem großen Vorbild und Namenskollegen, dem Propheten Jesaja. »Du, Herr, bist unser Vater, "Unser Erlöser von jeher" wirst du genannt«, ist im Leseabschnitt dieses Sonntags zu hören.
Nicht selbstverständlich ist dieses Glaubensbekenntnis in Israel, das nach Exils-Turbulenzen und der Heimkehr aus Babylon erst wieder lernen muss, Tritt zu fassen. Und es ist viel mehr als eine "fromme Floskel", wenn dieser mütterlich behutsame und kreative Vater-Gott auch angeredet wird als "Hirte Israels" (im Antwortpsalm) oder als "Töpfer", der dem Ton Gestalt gibt. Hier klingt die Erschaffung des Menschen im Buch Genesis an.


4. Die Bibeltexte dieses Sonntags ermutigen zum Leben aus Vertrauen – auch wenn vieles Drunter und Drüber geht.
Darum für alle Menschen guten Willens: vergesst nicht die Aufmerksamkeit – den Respekt vor Schöpfung und Geschöpfen, und den aufrechten Gang, erhobenen Hauptes – wie es ein zeitgenössischer Liedermacher formuliert: "Niemals Gewalt, alles bereden, aber keine Angst vor irgendwem" oder irgendwas.
Und die dauernde Bitte: »Richte uns wieder auf, Gott, lass dein Angesicht leuchten, dann sind wir gerettet. Schenke im Ende die Vollendung!«

Hans Steinwender PMA

Bild: Friedbert Simon
In: Pfarrbriefservice.de