Bild: M. Innerhofer (Joh 11, 1 – 57)
Dem Leben entgegen -
heraus aus der Dunkelheit.
Steh auf und geh,
dem Licht entgegen.
Du bist nicht allein, denn
deine Tränen sind auch meine Tränen und
deine Angst, ist auch meine Angst.
Dem Leben entgegen –
das Licht in dir.
Mein Mut ist auch dein Mut,
meine Freude ist auch deine Freude.
Menschen warten auf dich,
denn die Liebe ist stärker als der Tod.
Dem Leben entgegen –
heraus aus dem Grab.
Mit offenem Herz.
Das Leben wartet auf dich,
kostbar und einzigartig,
zögere nicht.
Ich bin die Auferstehung – lebe!
Magdalena Innerhofer, Religionslehrerin
Lebensgeist – Lebenskraft – Glaubenskraft
zu den Lesungen:
aus dem Buch Ezechiel (37,12b-14: Gott holt sein Volk aus den Gräbern und schenkt neuen Geist)
aus dem Buch der Psalmen (130, 1-8: Hoffnung auf Vergebung und Erlösung)
aus dem Brief an die Gemeinde in Rom (8,8-11: Durch den Geist werden wir lebendig)
aus dem Evangelium nach Johannes (11,1-44: Auferweckung des Lazarus)
Diese unsere Tage sind von Unsicherheit, Angst vor Krankheit, ja von tödlicher Bedrohung geprägt. Wir Christen setzen dieser beklemmenden Situation den Lebens-Geist entgegen, von dem in den Texten der Hl. Schrift die Rede ist, die für den 5. Fastensonntag vorgesehenen sind.
Die Abschnitte wurden vor 2.000 und mehr Jahren geschrieben und antworten dennoch passend auf unsere aktuelle Situation. Zugleich beschreiben sie den Charakter der österlichen Vierzig-Tage-Zeit („Fastenzeit“) treffend, die der Besinnung und Buße dient, aber nicht im Sinn des Niedergedrückt-Werdens oder des De-Motivierens. Vielmehr geht es um Neu-Ausrichtung und Neu-Aufrichtung: aufrecht durchs Leben gehen, den Mitmenschen begegnen und vor Gott stehen – mit Geist und Leben begabt.
Motivieren soll uns etwa das Bewusstsein, dass wir durch die Taufe Anteil an Christus haben, das heißt: mit ihm gleichsam schon einen Fuß im Himmel, in einer „vollendeten Wirklichkeit“ haben. Das „Anteil-an-Christus-Haben“ drückt Paulus im Römer-Brief, aus dem wir in der zweiten Lesung hören, mit dem Wort „Geist“ aus. Geist meint: Glaube, Vertrauen, Gottesverbundenheit; meint auch: Hilfe und Unterstützung dort, wo uns unsere menschliche Verfasstheit („Fleisch“) mit ihren Schwächen und Versagen einzuholen droht.
Dieser Geist ist freilich Zuspruch und Herausforderung zugleich; Paulus packt uns so gesehen bei unserer Ehre: „Ihr seid vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt“ (V 9); an anderer Stelle formuliert er es so: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Kor 3,16). Wenn wir den Gedanken weiterspinnen: Da werdet ihr euch wohl – ihr habt immerhin Unterstützung von Gott her – auch danach verhalten!?
Wenn wir also Schwäche, Versagen, Sünde, Grenzen erfahren, können wir gleichzeitig auf Hilfe, auf Aufgerichtet-Werden von Gott hoffen. Der Antwort-Psalm drückt das aus: „Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten – Herr, wer könnte bestehen? Doch bei dir ist Vergebung … ich hoffe auf den Herrn“. Da ist tiefe Zuversicht spürbar.
Die erste Lesung sagt uns in der Sprache des Propheten das Gotteswort zu, dass er – Gott – noch einen Schritt weiter geht: er will Lebens-Geist schenken – und er tut es, egal was davor war („Gräber“ sind Symbole der Entfernung von Gott), und auch unabhängig davon, ob wir es uns „verdient“ haben: „ich führe es aus“ (V 14) – in heutiger Sprache würde er vielleicht durch den Propheten sagen lassen: Das ziehe ich durch!
Dass bzw. wie Gott Leben schenkt, ist in den alttestamentlichen Texten mehr im übertragenen Sinn dargestellt, mit dem Wirken Jesu wird es real, anschaubar, ja angreif-bar.
Herbert Berndl, Pastoralassistent
Gedanken zum Evangelium Johannes 11,1-44 (Erweckung des Lazarus)
Sie scheint in keinem Kirchenlied auf und sie zählt nicht zu den populärsten Gestalten im Heiligenkalender. Eine der bekannten Stellen im Neuen Testament, in der von Marta von Betanien die Rede ist, ist das Evangelium zum heutigen Sonntag.
Martas und Marias Bruder, Lazarus, ist gestorben. Als Marta erfährt, dass Jesus in die Stadt kommt, geht sie ihm entgegen und sagt zu ihm: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ Auf die spätere Frage Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Glaubst du das?“, antwortet sie: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“
Marta ist eine selbstbewusste Frau. Sie hat Jesus etwas zu sagen; tritt ihm sogar fordernd entgegen. Trotz ihrer Trauer erweist sie sich als glaubensstark.
Ihr Bekenntnis sucht in den vier Evangelien seinesgleichen. So etwas sagen außer ihr nur Natanaël (Joh 1,49), zu einem späteren Zeitpunkt Petrus (Mt 16,16), die Jünger anlässlich der Stillung des Sturms (Mt 14,33) und der Hauptmann mit seinen Männern unter dem Kreuz (Mt 27,54).
„Du bist Christus, du bist der Messias, du bist Gottes Sohn“ - Marta ist Zeugin für das, was „Jesus“ bedeutet.
Leider denken wir bei dem Stichwort „Messias-Bekenntnis“ meist direkt an Petrus, selten nur an Marta. Dabei kommt ihr die gleiche Ehre zu.
Der Evangelist Johannes zeigt eine energische, kluge, unbequeme, fordernde, glaubensstarke Marta, die Konventionen durchbricht. Sie, die einfache, rührige Hausfrau als Apostelin - gleichberechtigt neben Petrus und gleich wichtig neben ihren männlichen Kollegen.
Es ist an der Zeit, Marta ins rechte Licht zu rücken, damit sie das sein kann und sein darf, was sie ist: Vorbild im Glauben. Denn Marta ist eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht, aufrecht und mit Würde. Die wahrhaft erkennt und wahrhaftig bekennt. Eine, die nicht im Staub kriecht, sondern ihrem Gott in die Augen sieht – ohne Niederschlagen der Wimpern. Eine, die tatkräftig lebt und mutig glaubt.
Wer von uns hätte nicht ein wenig mehr Marta nötig?
Christina A. Reichel, Pastoralpraktikantin