Katholische Männerbewegung Saalfelden

Selbstverständnis:

          „A Mann is a Mann, wenn er a richtiger Mann is!“ Der Herr Karl aus Helmut Qualtingers gleichnamigem Stück scheint zu wissen, was ein Mann ist. In seiner Definition schwingt in dem Wort „Mann“ alles mit, was das über Jahrhunderte aufgebaute Rollenklischee vom starken Geschlecht beinhaltet. Dieses Bild wird heute immer mehr Männern fragwürdig: Sie spüren, dass es ihnen nicht entspricht. „Wann ist ein Mann ein Mann?“ fragt Herbert Grönemeyer in einem bekannten Lied und drückt damit die Unsicherheit aus, die sich mittlerweile unter vielen Männern in Bezug auf ihre Identität breitmacht.

          Wir Männer definieren uns häufig über Leistung, Ansehen, Macht, Karriere, Erfolg. Wir beziehen unseren Selbstwert aus dem, was andere von uns halten. Das Bild, das andere von uns haben, ist uns wichtig. Schwach sein und Scheitern erlauben wir uns nicht. Wir horchen zu wenig in uns hinein, lassen Gefühle zu wenig zu. Vielfach wissen wir gar nicht, wie es uns wirklich geht. Wenn sich Leid in unserem Leben einstellt, gehen wir schlecht damit um. Wir tun uns schwer zu trauern, zu weinen (Ein Indianer kennt keinen Schmerz!), verdrängen das Leidvolle, suchen Sündenböcke, versuchen die leidvolle Situation so rasch wie möglich zu ändern, anstatt sie auszuhalten und uns zu fragen, inwiefern sie uns ändern will. Wir wollen alles im Griff haben, die Kontrolle behalten, Ohnmacht und Schwäche nicht aufkommen lassen.

          Auf diese Weise gehen wir über Wesentliches, das in unserer Seele angelegt ist, hinweg, entfernen uns von uns selbst, lassen uns zur Kopie machen und wissen immer weniger, wer wir wirklich sind. Von diesen Rollenbildern gilt es sich zu emanzipieren. Diese Versklavung schreit nach Befreiung. Es braucht den umgekehrten Weg, den Weg nach innen, um Schichten unseres Mann-(Ich-)Seins zu entdecken, die uns näher zu uns selbst und damit näher zum Leben führen. In der Sprache der Mystiker ist der Weg zu sich selbst gleichzusetzen mit dem Weg zu Gott. Dieser will „Leben in Fülle“ für uns. Doch dazu braucht er unsere Bereitschaft, uns auf einen spirituellen Weg einzulassen.

Männergruppen:

Die Katholische Männerbewegung möchte Männer zu einem inneren Weg ermutigen aus der Überzeugung heraus, dass das Leben reicher wird, wenn man(n) sich bewusst mit ihm auseinandersetzt. Möglichkeiten einer solchen Auseinandersetzung sind Männergruppen, die einen regelmäßigen Austausch pflegen. Hier geht es nicht um Theoretisieren, Theologisieren oder „Gescheit-Sein“, sondern darum, in geschütztem Rahmen das, was man(n) im Alltag, im Beruf, in Beziehungen erlebt, miteinander zu teilen. Ein solches Sich-Mitteilen unter Männern kann befreiend wirken, einen auf wichtige (Lebens)Spuren bringen und schafft auch die Voraussetzung dafür, männliche Kraft von „Brüdern“ als Stütze, Hilfe, Bereicherung für das eigene Leben zu erfahren.

Veranstaltungen:

Regional (Saalfelden und Umgebung) und überregional (Land Salzburg und andere Bundesländer) werden von der KMB Veranstaltungen wie Männertage, Vorträge, Seminare angeboten, die das Ziel verfolgen, Männer auf ihrem Weg zu sich selbst zu unterstützen. Veranstaltungen, die in Saalfelden bzw. im Pinzgau stattfinden, werden jeweils auf der Pfarr-Homepage angekündigt.

Darüber hinaus bietet die „Zentrale“ in Salzburg eine breite Palette von Veranstaltungen im ganzen Land:

 - Spirituelles Programm für Männer („Was Mann bewegt“)

 - Vater-Kind-Programm

 - Ehe- und Familienprogramm

 - Bildungsreise der KMB

 

Es lohnt sich, einen Blick in die jährlich erstellten Programme zu werfen, die allesamt auf der Homepage der KMB Salzburg eingesehen werden können: www.kirchen.net/kmb


Die Katholische Männerbewegung empfindet auch einen entwicklungspolitischen Auftrag, dem sie mit der Aktion „Seisofrei“ (früher „Bruder in Not“) gerecht zu werden versucht. Der Name „Seisofrei“ ist seit mittlerweile 60 Jahren Programm: Gerechte Lebenschancen schaffen, damit Menschen in Entwicklungsländern in Freiheit und Würde leben können. Die Partner/innen in Afrika und Lateinamerika sind regierungsunabhängige Selbsthilfegruppen, Genossenschaften, Bauernvereinigungen, Gewerkschaften, dörfliche und kirchliche Basisgruppen und Einrichtungen. Es sind Vereinigungen, die die Sorgen und Nöte der Menschen aus eigener Erfahrung kennen. Damit ist gewährleistet, dass die Früchte der Zusammenarbeit den wirklich Bedürftigen zugutekommen.

Im Jahr 1975 gründete „Seisofrei“ die EZA Fairer Handel GmbH mit dem Auftrag, den Projektpartner/innen unter fairen Bedingungen Absatzmärkte in Österreich zu verschaffen. Angespornt durch die Erfolge dieser Einrichtung hat „Seisofrei“ im Jahr 1993 „Transfair“, heute „Fairtrade“, mitbegründet. Damit gibt es auch in Österreich eine unabhängige Organisation zur Besiegelung fair gehandelter Produkte, wie z. B. Kaffee, Kakao, Tee, Gewürze, Reis oder Kunsthandwerk.

Als im Jahr 1980 Erzbischof Oscar Romero, der sich angesichts der zunehmenden Repression in El Salvador für die Einhaltung der Menschenrechte eingesetzt hatte, während eines Gottesdienstes von rechtsgerichteten Terroristen erschossen wurde, erkannte „Seisofrei“ dies als einen Aufruf, gegen Ungerechtigkeit und mörderische Gewalt aufzustehen. Seither wird von der KMB jährlich in seinem Gedenken der Romero-Preis als Auszeichnung für herausragendes Engagement für Gerechtigkeit und Entwicklung verliehen.

Drei dieser Romero-Preisträger (siehe Fotos) waren in den letzten Jahren bei uns in Saalfelden zu Gast, wo sie im Pfarrsaal von ihrer Arbeit berichteten: Pater Gabriel Mejía, der sich der Straßenkinder in Kolumbien annimmt, die Tiroler Ärztin Maria Schiestl, die sich dem Kampf gegen die menschenunwürdigen Lebensbedingungen des Volks der Maasai im Hochland Kenias verschrieben hatte, sowie Francisco San Martín, der sich in seiner Heimat Peru für notleidende Menschen einsetzt.

Zu den mit diesem Preis Ausgezeichneten gehören auch der Österreicher Erwin Kräutler, der sich als Bischof der größten brasilianischen Diözese jahrelang für die staatlicherseits missachtete indigene Bevölkerung am Rio Xingu eingesetzt hat, und das durch ihr öffentliches Auftreten gegen weibliche Genitalverstümmelung und ihr Buch „Wüstenblume“ bekannt gewordene österreichische Model somalischer Herkunft Waris Dirie.