Filialkirche Gerling

Bilder: Alois Eder

Patron: hl. Gotthard (5. Mai)


Name: Gerling > Gerlang > ahd. ger = keilförmiges Stück Land; (2. Siedlungswelle!)

Gerling, liegt an einer alten Nord–Süd-Verbindung und wurde erstmals 1330 urkundlich erwähnt.

Von der Mauersubstanz und der äußeren Erscheinung her zählt dieses Kirchlein zu den gotischen Bauten. Erstmals erwähnt wird es um 1500.

Doch 1971 wurden anlässlich der Renovierung im Tisch des linken Seitenaltares zwei Siegel des Bischofs von Chiemsee (=Weihbischof des Bistums) Georg Altdorfer (1477 –1495) gefunden. Sie sind in der Nische neben diesem Altar verwahrt. Damit ist erwiesen, dass die Kirche zu Gerling aus dem 15. Jh. stammt. In den Ursprüngen könnte das Gotteshaus freilich ins 12. oder 13. Jh. zurückreichen.


Äußeres:
Von weitem ist schon der wuchtige ungegliederte spitze Turm mit seinen Triforenfenstern zu sehen. Er ist so wie in Leogang an der rechten Seite der Kirche angebaut und nicht – wie bei der Dekanatspfarrkirche Saalfelden – an der Westfassade.

Auffällig sind auch die vier Eckgiebel, die im Pinzgau sonst nicht zu finden sind. Obwohl aus der Gotik stammend, weisen die Turmfenster (Klangarkaden) Rundbogen – wie in der Romanik – auf. Eine Besonderheit sind die gotischen Steinmetzzeichen an den Schallfenstergewänden.

Das Langhaus und der Chor mit 5/8 Schluss sind durch ein Kaffgesims horizontal gegliedert und werden durch fünf breite Strebepfeiler aus Konglomeratsteinen gestützt.

Sehr schön ist auch das gotische Kielbogenportal (Tuffsteingewände) mit Eselsrücken. Leider fehlen der Türe die 1934 noch vorhandenen prächtigen Akanthusbeschläge. Über dem Portal ist das 1971 freigelegte Christophorus-Fresko zu sehen.


Von der gotischen Inneneinrichtung ist nur noch ein Kruzifix am linken Seitenaltar erhalten. Leider wurden die gotischen Figuren Johannes und Maria gestohlen.

Die Inneneinrichtung stammt aus dem 18. Jh.: Nachdem 1706 die Orgelempore eingezogen und die Bilder an der Empore (siehe Jahreszahl und Namen der Stifter!) angebracht worden waren, folgten 1711 Seitenaltäre, 1760 -62 die Kanzel, die Erneuerung des Gewölbes (Abschlagen der gotischen Rippen und neue Stuckierung) und der Hochaltar. In der Mitte des 18. Jh. wurden auch die Steinplatten (aus Fusch) gelegt.

Die Decken- und Altarbilder wurden 1876 – 1878 von dem aus Bruck/Glstr. stammenden Historien-maler Josef Gold gemalt:

Auf vier Deckenbildern wird die Legende des hl. Gotthard erzählt – das erste oberhalb der Orgelempore (Vision des hl. Gotthard) ist nicht mehr erhalten, dann die Weihe Gotthards zum Diakon (Hinweis auf Gotthards Weihe zum Abt von Niederaltaich 996), Baumwunder, Bild links,(kaiserl. Beamte schlagen die Hauptwurzeln des Baumes ab, doch es sprießen frische Bäume hervor – Hinweis darauf, dass Gotthard auf Wunsch des Kaisers Bischof von Hildesheim wird), Ernennung Gotthards zum Bischof (durch Heinrich II. 1022).

1970 wurde beim Eingang zum Turm ein Wandbild von Josef Gold aufgefunden (hl. Erasmus – Patron der Seeleute und Drechsler).

Das Hochaltarbild zeigt über der Darstellung Gerlings im 19. Jh. die Aufnahme Gotthards in den Himmel. Das linke Seitenaltarbild Golds ist verschollen, es wurde 1935 ersetzt durch das von J. Lackner gemalte Bild des guten Hirten und 1970 wiederum umgestaltet – Kreuz!
Sehr bald wird hier auch das Mesnerhaus neben der Kirche errichtet worden sein. 1722 wird ein Neubau bewilligt.

Erst 1766 wurde die Sakristei an der Ostseite angebaut. Bereits im 17. Jh. hatte Gerling Glocken, 1770 wurden neue bewilligt, 1797 wurde die mittlere Glocke neu gegossen.

Zu dieser Zeit hatte Gerling auch ein Portativ, welches nach dem Brand der Saalfeldner Pfarrkirche 1811 statt der verbrannten Orgel verwendet wurde. Im 19. Jh. wurde wieder eine Orgel errichtet, doch ist sie im 20. Jh. aus nicht geklärten Gründen abhanden gekommen.

Durch mehrere Stiftungen hatte Gerling eine gesunde finanzielle Basis. So wurde Kirchenvermögen in der 2. Hälfte des 18. Jh. für die Errichtung von Vikariaten verwendet.

1795 wird den Gerlingern eine ex-currendo-Seelsorge (=Seelsorger an Sonn- und Feiertagen) bewilligt. Ab 1720 versah der aus Taufers / Südtirol stammende Bildhauer Georg Mayr (1673 – 1742) den Mesnerdienst in Gerling. Er könnte die über den oberen Bildern der Seitenaltäre stehenden Figuren der Erzengel Gabriel und Michael angefertigt haben. Sein Sohn Daniel führte die Werkstatt seines Vaters (Bildhauerhäusl in Saalfelden) weiter – von ihm stammen vermutlich die von Johann Michael Kurz gefassten Figuren des Hochaltares – Inschrift an der Rückseite des Altares! Mit dessen Sohn Josef starb die Bildhauerdynastie der Mayer aus. Neben den Arbeiten für Kirchen schufen sie in unserem Raum auch Figuren für Kapellen und Wegkreuze.

Patron: Hl. Gotthard – Kirchenpatron von Gerling

Der hl. Gotthard (in Norddeutschland ist die Namensform “Godehard” gebräuchlich; sein Fest wird am 5. Mai gefeiert) trat nie als großer Wundertäter in Erscheinung, und blumige Legenden ranken sich kaum um sein Leben. Darum ist sein Andenken auch nicht besonders tief in der “Volksseele” verankert.

Was macht ihn dann zum Heiligen? – Sein steter Einsatz für die Kirche, seine unermüdlichen Bemühungen für die Erneuerung des Glaubens sowie sein großer Reformeifer; denn die Kirche ist, wie ein altes lateinisches Sprichwort sagt, immer erneuerungsbedürftig (“semper reformanda”).

Zur Welt kam Gotthard 960 im niederbayerischen Reichersdorf als Sohn einfacher Leute. Seine erste schulische Unterweisung erhielt er im nahen Kloster Niederaltaich. Dann konnte er sich unter der Obhut des Salzburger Erzbischofs Friedrich weiterbilden. Als bereits reifer Mann trat er in die Abtei Niederaltaich ein, nachdem dort die alte benediktinische Ordnung wiederhergestellt worden war. Er wurde schließlich Abt. Als solcher setzte er sich nun mit ganzer Energie für die Vertiefung des geistlichen Lebens und der benediktinischen Spiritualität in seinem Kloster ein – und Niederaltaich begann zu blühen und einen weiten Wirkungskreis zu ziehen.

Auf Grund seiner “Erfolge” wurde ihm auch die Erneuerung anderer Klöster im benediktinischen Geist übertragen (z. B. Tegernsee und Kremsmünster); viele Klöster waren nämlich wegen der Überfälle der Ungarn (vor 955) oder durch den Einfluss der Politik stark verweltlicht.

Kaiser Heinrich II. war das Wirken Gotthards gut bekannt. Darum ernannte er ihn 1022 zum Bischof von Hildesheim. Auch dort entfaltete der Heilige noch im hohen Alter eine rege Tätigkeit der inneren und äußeren Erneuerung. Er starb 1038 und wurde in seiner Domkirche beigesetzt.

Dargestellt wird er zumeist mit einem Kirchenmodell. Das erinnert vordergründig daran, dass er eine Reihe von Gotteshäusern errichten ließ. Es versinnbildlicht aber vor allem den inneren Aufbau der Kirche, zu dem er maßgeblich beigetragen hat.

Auch das Hochaltarbild in Gerling zeigt den Heiligen mit dem Kirchenmodell. Die Deckengemälde der Gerlinger Kirche schildern seine Priesterweihe durch den hl. Wolfgang von Regensburg, weiters seine Vision vom Baum, dem die Wurzeln abgeschlagen werden, und der dennoch neu austreibt (gemeint ist: auch nach dem Weggang Gotthards bleibt sein Kloster in Blüte), und im Altarraum seine Berufung zum Bischofsamt durch Kaiser Heinrich II.

Was bedeuten Leben und Wirken dieses Heiligen für uns heute?
Zunächst entzog sich Gotthard nicht den Aufgaben, die ihm übertragen wurden, auch wenn sie mit viel Mühen und mit dem Leben in der Fremde verbunden waren. Oft scheint es uns mühsam und anstrengend, den Willen Gottes zu tun.

Vor allem ist uns der hl. Gotthard ein Vorbild, im guten Eifer und im Glauben nicht nachzulassen, uns immer neu zu bemühen. Beim Apostel Paulus war es ähnlich, sodass er rückblickend über sein Leben sagen konnte: “Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten” (2 Tim, 4,7).

Am Aufbau der Kirche und des Reiches Gottes mitzuwirken ist Auftrag für jeden Christen: “Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen” (1 Petr 2,5). Im heutigen Sprachgebrauch müssten wir sagen: Die Getauften müssen ihren “konstruktiven” Beitrag in dieser Welt leisten – auch darin ist uns St. Gotthard ein leuchtendes Vorbild.

Text: Herbert Berndl